“Ich koche immer mit Wein. Manchmal tu ich ihn auch ins Essen.”

Weiß nicht mehr, wer das gesagt hat, könnte aus Cleo Rocos’ “Der gepflegte Rausch” sein. Tolles Buch.

Aber wir schweifen ab. Es geht um Nudeln und Thunfisch.

Eigentlich darf man keinen Thunfisch mehr essen. Eigentlich sollte man erst mal die nächsten 10 Jahre gar keinen Fisch essen, bis sich die Bestände erholt haben und die Zeit sollte dafür genutzt werden, Fangmethoden und Quoten zu entwickeln, die den Fisch nicht ausrotten, und zwar ohne Aquakulturen. Die sind für mich das Äquivalent zur Massentierhaltung bei Hühnern und Schweinen.

Widerlich.

Aber manchmal fallen Dir im Supermarkt so ein oder zwei Dosen angelgefangener Thunfisch in den Wagen und was machst Du dann damit?

Genau. Spaghetti Tonno.

Ich bin mit italienischen Nachbarn und Sandkasten-Freunden aufgewachsen, daher wurde ich schon immer mit allen möglichen Pasta-Rezepten “beglückt” und habe die teilweise auch weiterentwickelt. Dies hier ist eines davon.

Das brauchst Du

  • 2 Dosen Thunfisch (den angelgefangenen in Olivenöl, nicht in Sonnenblumenöl oder “eigenem Saft” und auch nicht aus irgendeiner Art von Netzfischerei, die sind nämlich alle Scheisse)
  • 1 Dose gehackte Tomaten. Alternativ: Wenn Du frische Tomaten kriegen kannst, die nach was schmecken (also nicht aus Holland oder Spanien kommen) davon ca. 500 Gramm blanchieren, schälen, in Stücke schneiden und mit einem großen Stück Butter und einer Zwiebel mindestens zwei Stunden köcheln lassen
  • 1 große Gemüsezwiebel oder 2-3 größere Schalotten
  • 2 große Knoblauchzehen
  • Ein mittelgroßes Gläschen Kapern (100-150 ml)
  • 2 Sardellenfilets
  • Tomatenmark
  • Frische oder getrocknete Chillies oder Cayenne-Pfeffer oder Sambal Oelek oder Piri Piri was auch immer Hauptsache Chilli und scharf
  • Ouzo (Plomari, was sonst)
  • 1-2 Esslöffel Mascarpone
  • Flohsamenschalen oder Speisestärke zum Binden
  • Olivenöl (Preis-Leistungs-Tipp: Das Oliveira da Serra Extra gibts immer mal wieder günstig bei Rewe oder Lidl und es ist deutlich besser als die meisten anderen Öle, die man so im Supermarkt kaufen kann)

Und so geht’s

Den Ouzo öffnen, einen großzügigen Schluck (4-5 cl) in ein Wasserglas geben und mit Eiswürfeln auffüllen. Kurz warten. Trinken. Nochmal kurz warten um sicher zu gehen, dass man nicht noch einen braucht.

Weiter geht’s.

Den Thunfisch öffnen und das Öl in ein Schüsselchen abgießen. Die Sardellenfilets fein hacken (wenn das nach drei Ouzo noch geht). Die Kapern abgießen.

Die Zwiebeln und den Knoblauch fein hacken. Die Zwiebeln in Ölivenöl bei kleiner Temperatur schmoren lassen, bis sie gelb werden, dann den Knoblauch dazu geben und kurz bevor es anfängt zu bräunen, 2-3 Esslöffel Tomatenmark dazu rühren. Die Masse ein bisschen rösten lassen, dann mit dem aufgefangenen Thunfisch-Olivenöl “löschen” und die Tomaten dazu rühren. Mit den Sardellenfilets und dem Chilli-Irgendwas (nicht scharf, eher “pikant”) würzen und köcheln lassen, bis die Zwiebeln weich sind.

Thunfisch und Kapern dazu geben. Wenn mit Flohsamen gebunden wird, dann die jetzt dazu geben. Ein halber Teelöffel reicht völlig. Ein paar Minütchen weiter köcheln lassen. Nicht zu lange wegen der Kapern, sonst werden die Matsch.

Den Mascarpone unterheben und die Soße mit mindestens 1-2 Teelöffelchen Ouzo abschmecken. Fertig.

Wenn man dekorieren möchte: Zitronenscheiben und glatte Petersilie passen hier (auch geschmacklich) sehr gut.

Die Spaghetti

Da scheint es immer noch Menschen zu geben, die Nudeln ohne Salz kochen weil das ja in der Soße ist und die Spaghetti mit kalten Wasser abschrecken. Ich persönlich finde das höchst verachtenswert. Die einzig wahre Art, Spaghetti zu kochen ist die (für 500g Spaghetti):

  • Drei Liter Wasser mit drei Esslöffeln Meersalz in einem großen Topf zum Kochen bringen
  • Die Spaghetti ins Wasser geben. Dazu das ganze Bündel senkrecht in die Topfmitte stellen und loslassen. Die Nudeln sollten jetzt schön gleichmäßig nach allen Seiten fallen. Musst Du vielleicht ein bisschen üben, bis es perfekt ist. Einfach öfter Spaghetti essen. zwinker
  • Die Nudeln vorsichtig unter Wasser drücken, wenn Sie unten anfangen weich zu werden
  • Zügig umrühren, sobald das geht, damit sie nicht verklumpen
  • Die Zeitangaben auf der Packung stimmen nie. Am besten so 8-9 Minuten kochen lassen und dann immer mal wieder probieren. Hole mit dem Kochlöffel ein paar Nudeln nach oben. Wenn die nicht gleich wieder runter flutschen, fisch Dir eine vom Löffel (tut nur kurz weh) und probiere. Die sind richtig, wenn sie weich sind, aber noch einen festeren (nicht harten) Kern haben. Aber das ist total Geschmackssache. Tatsächlich sind sie richtig, wenn Du sie richtig findest.
  • Die Nudeln jetzt abgießen, gründlich aber schnell abtropfen lassen und sofort wieder zurück in den Topf
  • Dann VIEL Olivenöl drüber geben und unterrühren. Und ich meine richtig viel, nicht nur ein paar Tröpfchen. Nach dem Verrühren müssen alle Nudeln benetzt sein, sonst kleben sie aneinander.

Eh voila! Theoretisch brauchst Du zu den Spaghetti, wenn Du die so machst, gar keine Soße. Probier selbst.

Ach ja: Jetzt kann man det janze natürlich zusammen servieren und verspeisen. Käse würde ich dazu, wenn überhaupt, nur einen sehr milden nehmen.

Weinempfehlung

Der Pettirosce Cerasuolo d’Abruzzo von Lunaria passt hier sehr gut oder der Rosé Enjoy vom Emil Bauer.

Guten Appetit!